Scharlach - A-Streptokokken-Erkrankung bei Kindern

Scharlach - A-Streptokokken Racheninfektionen / Tonsillitis

Die Racheninfektion mit A-Streptokokken führt bei den Eltern von Kindern und Jugendlichen immer wieder zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen. Aus der Sicht des niedergelassenen Kinder- u. Jugendarztes gilt es bei Scharlachverdacht vor allem eine sorgsame Diagnostik vorzunehmen, um eine zuverlässige Basis für ein differenziertes therapeutisches Vorgehen zu ermöglichen.

Die Scharlach-Krankheitssymptome

Scharlach ist eine fieberhafte Rachen-/ Mandelinfektion (Pharyngitis/Tonsillitis) mit einer glasig-geschwollenen hochroten bis düsterroten Rachenhinterwand (Enanthem). Die Kinder leiden unter Halsschmerzen, und haben geschwollene (oft schmerzhafte)Halslymphknoten. Die Kinder fühlen sich u.a. aufgrund des Fiebers und der Schluckschmerzen matt und krank. Es entwickelt sich ein feinfleckiger Ausschlag des Körperstammes mit Betonung der Leiste und des Colliers, sowie einer Aussparung des Munddreiecks. Es finden sich weiterhin die so genannte Himbeerzunge und die Lacklippen. Sie sind nicht sehr spezifische Scharlachzeichen, da sie auch bei zahlreichen anderen HNO-Infektionen auftreten können. Nach ein bis zwei Wochen können die typischen (groblamellären) Schuppungen an Händen und Füssen entstehen.

Zu unterscheiden ist die einfache Streptokokken-Angina, die ohne die scharlachtypischen Ausschläge verläuft, in 30 % der Fälle sogar unbemerkt.

Weiterhin gibt es Streptokokken-Dauerträger. Sie haben über Monate, einen Streptokokken-Befund in ihrer Rachenflora, ohne jegliche Krankheitszeichen und meist auch ohne Ansteckungsgefährdung.

Die Streptokokken Virulenz - verantwortlich für Krankheitskomplikationen

Die Scharlacherreger stammen großteils aus der Gruppe der A-Streptokokken (vereinzelt auch aus den Gruppen C u. G) . Sie enthalten spezielle Virulenzfaktoren, die wichtige Abwehrmechanismen des Organismus außer Gefecht setzen können, und auch zu immunologischen Folgereaktionen führen können. Sie sind verantwortlich für die Vielzahl teilweise schwerer Krankheitskomplikationen der Streptokokkeninfektionen.

  • Erythrogene Toxine (Giftstoffe) sind für die scharlachtypischen Ausschläge verantwortlich und können zu dem toxischen Schock Syndrom (TSS) führen.
  • Bestimmte Enzyme der Streptokokken (Streptolysin, Streptokinase, u.a.) führen zur Hämolyse und fördern die Ausbreitung der Bakterien im Gewebe (Phlegmone, Erysipel, Osteomyelitis Meningitis, Arthritis, Impetigo, u.a.).
  • Oberflächeneigenschaften der Streptokokken (M-Antigene, Hyaloronsäure u.a.) bilden so genannte Immunkomplexe mit den Antikörpern des menschlichen Abwehrsystems. Diese können sich an der Basalmembran der Nieren ablagern (Glomerulonephritis) aber auch das rheumatische Fieber, Herzbeutel- oder Herzklappenerkrankungen, Gelenkentzündungen, Hautknötchen (Erythema nodosa), Chorea auslösen.

 

Die Komplikationen der Scharlacherkrankung treten 2 - 6 Wochen nach der Scharlachinfektion auf. Sie sind heutzutage selten geworden (0,3%). Die Poststreptokokken-Glomerulonephritis heilt im Kindesalter in 85% wieder folgenlos ab.

Die Streptokokken-Labordiagnostik

in medizinisch unklaren Fällen kann die Diagnose durch Labortests abgesichert werden:

  • Streptokokken-Schnelltest
    (ca. 90% Sensivität, zeigt Besiedlung der Streptokokken A an).
  • Bakteriologischer Abstrich (ca. 95% Sensitivität).
  • Antistreptolysin u. Antihyaluronidase Titer, CRP u. BKS
    (nur als Verlaufsparameter bei drohenden Komplikationen sinvoll).
  • Urinstatus (auf Hämoglobin u. Protein) (bei Glomerulonephritis-Verdacht)
  • EKG (bei Endokarditis-Verdacht, rheumatischem Fieber)

Bei unbehandelten Streptokokken A Infektionen sollte nach 4 Wochen o.g. Laborparameter, Urin sowie ein EKG kontrolliert werden.

Therapie einer Scharlachinfektion

Sind scharlachtypische Krankheitszeichen festgestellt werden, ist das ein Indiz für die Ausbreitung der Streptokokken-Virulenzfaktoren, womit die Gefahr bleibender Krankheitsfolgen gegeben ist. Wird die antibiotische Behandlung in den ersten 5 Krankheitstagen begonnen, können Folgekomplikationen sicher verhindert werden. Dabei werden sowohl die Streptokokken unschädlich gemacht als auch eine übermäßige Antikörperbildung, die zu o.g. Streptokokken-Späterkrankungen führen kann, verhindert.

Eine nicht antibiotisch behandelte Scharlacherkrankung darf nach dem geltenden Infektionsschutzgesetz frühestens nach drei Wochen in den Kindergarten oder die Schule zurückkehren.

Werden bereits der alleinige Streptokokken-Rachenbefund, oder das Auftreten scharlachähnliche Ausschläge fälschlicherweise als Scharlach diagnostiziert, ist eine antibiotische Behandlung nicht sinnvoll.

Scharlach Immunität

Die Medizin kennt über 80 verschiedene A-Streptokokken-Serotypen. Einige wenige davon besitzen die genannten Virulenzfaktoren, die zum Krankheitsbild Scharlach führen können. Eine lebenslange körpereigene Immunität wird nur gegen diejenigen Streptokokken aufgebaut, mit denen unser Organismus Kontakt hat. Dies führt dazu, dass man mehrfach an Scharlach erkranken kann, ausgelöst durch unterschiedliche Streptokokken-Typen.

Die antibiotische Behandlung einer Scharlacherkrankung verhindert den Aufbau der körpereigenen Immunität übrigens nicht. Eine vorbeugende antibiotische Behandlung, beispielsweise von Kontaktpersonen, würde hingegen den Aufbau einer Scharlach-Immunität unterbinden. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht.