Zeckeninfektionen bei Kindern und Jugendlichen

Zecken: Entwicklung und Lebensbedingungen

Kenntnisse zur Lebensweise, Vermehrung und Infektiosität helfen die Gefahren der Waldzecken besser einzuschätzen und vorbeugende Verhaltensmaßnahmen treffen zu können.

Vorkommen: Zecken sind weltweit verbreiteteWaldrand- und Waldbewohner. Am bedeutsamsten ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), eine Schildzecke die für über 90% aller übertragenen Infektionskrankheiten verantwortlich ist.

Lebensbedingungen: Die Waldzecken benötigen ein mildes feuchtwarmes Klima
(>7°C, >92% Luftfeuchtigkeit, <1000 Höhenmeter). Sie überwintern unter Laubhaufen am Waldboden. Aufgrund ihrer klimatischen Vorlieben sind die Zecken imFrühsommer (ab März/April) und im Herbst (bis November) besonders aktiv. Sehr kalte Winter reduzieren die Zeckenzahl, starke Sommertrockenheit vermindert ihre Stechaktivität.

Der Reifungszyklus vom Ei bis zur adulten Zecke dauert 1-2 Jahre. Das befruchteteZeckenweibchen saugt vor der Eiablage ca. 7 Tage lang Blut und legt anschließend ca. 1000 Eier in den Waldboden. Nach 2-8 Monaten schlüpfen die Larven. Diese suchen sich nach 1-2 Monaten ein kleines Waldtier (z.B. Maus, Nager) für Ihre erste Blutmahlzeit
(2-5 Tage), um sich danach zur Nymphe häuten zu können. Diese saugt sich nach
2-9 Monaten ebenfalls mit Blut voll, bevor sie sich zur erwachsenen Zecke häuten kann. Merke: Jedes Entwicklungsstadium der Zecke ist mit einer Blutmahlzeit verbunden.

Zecken - Geheimnisse der Blutsauger

Stechaktivität: In Ruhephasen leben die Zecken innerhalb ihrer Entwicklungsstadien im Boden. Werden sie aktiv, krabbeln sie auf Grashalme, in Büsche und auf niedrige Bäume hinauf (Larven bis 30 cm, Nymphen bis 1m, erwachsene Zecken bis 1,5m hoch), um ihrem Opfer von dort aus aufzulauern.
Feuchtwarmes Wetter erhöht die Stechaktivität.

Saugmechanismus: Zecken besitzen Erschütterungs-sensoren, sowie hochentwickelte Temperatur- und Geruchsfühler (Schweiß, CO² u.a.). Sie sind sehr flinke Krabbler und lauern i.d.R. an der Unterseite von Blättern, um sich von Ihrem Wirtsopfer abstreifen zu lassen.

Der Speichel der Zecke hat eine betäubende Wirkung. Zeckenbisse sind stetsschmerzlos und bleiben daher meist unbemerkt. Am liebsten saugen sich erwachsene Zecken am behaarten Kopf und in den dünnen Hautfalten (z.B. Achsel, Knie, Leiste) fest.

Zeckeninfektionen: Zecken verbreiten zwei unterschiedliche Infektionen auf den Menschen. Die bakterielle LYME-Borreliose (Borrelia burgdorferi), und die virale Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Krankheiten unterscheiden sich in den Symptomen, der Therapie, aber auch in ihrer Verbreitung und ihrer Übertragung.

Zeckenbisse - Erste Hilfe / Vorbeugung

Nach dem Biß:

Zecke möglichst rasch und sanft entfernen (damit sich kein weiterer Zeckenspeichel in die Bißstelle entleert). Am besten mit Pinzette oder Zeckenzange direkt über derHautoberfläche greifen und unter Drehung und leichtem Zug herausziehen. Ggf. Fachmann aufsuchen.

Keine Hausmittel (Spucke, Öl, Kleber etc.) verwenden!

Bißstelle desinfizieren (z.B. mit Chlorhexidin, Jod, etc.)

Vermeiden Sie Kneifen oder Druck auf den Zeckenbauch, da sich sonst infektiöser Magensaft / Zeckenspeichel in die Wunde zurückentleert.

Vorbeugung: Meiden Sie Wanderungen in Strauchwerk und hohem Gras. Ziehen sie Kindern vor Ausflügen in Busch- od. Waldgebieten leichte, lange, mögl.hautabdeckende Kleidung an, geschlossenes Schuhwerk, Hosenenden in die Strümpfe stecken, Schirm-kappen, etc. . Repellentien (insektenabweisende Duftstoffe) bieten zusätzlichen Schutz. Babies im Freien immer auf hellen Decken krabbeln lassen. Nach Aufenthalt im Freien Kinder gründlich nach Zecken absuchen. Bei Reisen in Endemiegebiete: rechtzeitig FSME-Impfung planen (6-8 Wochen vorher)

Übertragung: Borrelien befinden sich im Zeckendarm und werden mit zunehmender Saugdauer übertragen. Dagegen befindet sich das FSME-Virus in allen Zeckenorganen. Es wird durch den Zeckenspeichel bereits ab Beginn des Stiches übertragen.