Umweltmedizin bei Babys, Kindern, Jugendlichen - Ozon

Feinstaubbelastung

Entwicklung: Dank industrieller Filteranlagen und saubereren Brennstoffen sind die sichtbaren Luftemissionen (auch Smog genannt) zum Ende des letzten Jahrtausend um die Hälfte zurückgegangen. Gleichzeitig warnen Experten über den besorgniserregenden Anstieg der unsichtbaren Feinstäube und Ultrafeinstäube.

Entstehung: Feinstaub entsteht aus unvollständigen Verbrennungsprozessen und anderen Staubaufwirbelungen (Materialabrieb) in Industrie, Autoverkehr und Haushalten. In den Großstädten stammen 49% des Feinstaubes vom Straßenverkehr, in Strassennähe resultieren 22% der Feinstaubbelastung aus Dieselmotoren. Aber auch Reifenabrieb, Bremsbeläge Straßenbahnschienen, Straßenbeläge und Partikel aus (alten) Katalysatoren produzieren Feinstaub. (Stand: 4/05)

Klassifikation der Feinstäube nach ihrer Partikelgröße (PM: partikelförmige Materie).

  • PM 10: Staubpartikel kleiner 10µm Durchmesser (sie sind lungengängig)
  • PM 2,5: Staubpartikel kleiner 2,5µm Durchmesser (sie sind alveolengängig)
  • PM 0,1: Staubpartikel kleiner 0,1µm Durchmesser (sog. Ultrafeinstaub).

Messverfahren: Die aktuell eingesetzte Messtechnologie gilt noch als ungenau. Die Luftprüfstellen messen pauschal nur die Masse aller Teilchen unter 10µm. Die genaue Zahl der Teilchen, ihre Größenunterteilung, wie auch ihre chemische und mineralische Zusammensetzung werden üblicherweise nicht erfasst.

Bewertung

Die Gefährlichkeit von Feinstaub hängt einerseits von der Partikelgröße ab:
-je kleiner die Teilchen, umso leichter können sie aufgewirbelt werden und umso länger halten sie sich in der Luft.
-je kleiner die Teilchen, umso tiefer können sie in die menschliche Lunge eindringen

Zum anderen scheint die chemische Zusammensetzung (ggf. auch die Ladung der Metalle) entscheidend für die Giftigkeit der Partikel.

Letztendlich wird man die Bedeutung der Luftverunreinigung nur bei Beobachtung desZusammenspiels mehrerer inhalativer Schadstoffe (z.B. Feinstaub, Ozon, Nikotin, NO2, SO2, CO, etc.) gerecht.

Biologisches Schädigungs-Modell: die medizinischen Auswirkungen der Feinstaubbe-lastung ist bei weitem noch nicht erforscht. Erste Studien (Kora 2004) zeigen bereits kurzfristige Auswirkungen auf unseren Körper. Die feinen Staubpartikel dringen bei der Einatmung bis tief in die Lungenbläschen (Alveolen) ein und führen dort zu einer Reizung (Entzündungsreaktion). Dies hat einen vermehrten Einstrom von Entzündungszellen (Leukozyten, Makrophagen) zur Folge und damit einen Anstieg von Blutkoagulabilität und Plasmaviskosität in der Lunge. D.h. das Blut in der Lunge wird zäher, fließt schlechter und stellt eine (nachweislich akute) Herzkreislaufbelastung dar.

Feinstaubbelastung: Grenzwerte und medizinische Bedeutung

24-Stunden-Grenzwert (EU-Richtlinie):

  • 50µg/m³ dürfen nicht öfter als 35 (7)* mal im Jahr überschritten werden.

Jahresgrenzwert (EU-Richtlinie):

  • 40µg/m³ (20µg/m³)* dürfen im Jahresmittel nicht überschritten werden.

* (in Klammern: EU-Grenzwerte ab 2010)

Gesundheitsgefährdung: laut WHO gelten folgende Auswirkungen als gesichert:

  • Häufung von chronischem Husten, Bronchitiden, Atemwegsinfekten
  • Anstieg von Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkten (Kora-Studie, 2004)
  • Verschlechterung der Lungenfunktion (bes. bei Kindern!)
  • Anstieg der Lungenkrebserkrankungen (um 14% pro 10µg/m³ Luft Feinstaubanstieg)
  • Verkürzung der Lebenserwartung / Anstieg der Sterblichkeit (um 6% pro 10µg/m³ Luft).

Massnahmen zur Luftreinhaltung:

  • die Luftschadstoffemissionen können letztendlich nur durch nachhaltige Konzepte wirksam beeinflußt werden. Verkehrsumleitungen vermindern die Gefahr kaum, verlagern sie vielmehr. Feinstaub verbreitet sich in der Luft sehr weiträumig, die Belastung in ländlichen Gebieten wird unterschätzt, da dort kaum Messeinrichtungen vorhanden sind.
  • Einbau von Russfiltern in Dieselkraftfahrzeuge, auch Altfahrzeuge, LKW und Busse
  • eine Geschwindigkeitsreduzierung (Tempo 30 in den Städten) ist kurzfristig diskutabel
  • weiterhin breiter öffentlicher Druck auf die Politik, Industrie- und Verkehrsemissionen durch nachhaltige Stadtentwicklungskonzepte gemäß der EU-Richtlinien zu reduzieren.