Commotio cerebri

Gehirnerschütterung - Sturz auf den Kopf - Schädelprellung

Gefahren

Ein Sturz oder Schlag auf den Kopf kann zu inneren Blutungen führen, die die Gehirntätigkeit in kürzester Zeit beeinträchtigen und auch schädigen können.

Notarzt unverzüglich rufen bei:

  • Bewußtlosigkeit nach dem Sturz (Kind schreit nicht sofort !)
  • Kopfschmerzen (Baby schreit grundlos)
  • Erbrechen (insbesondere, wenn Würgereiz ohne Magenentleerung)
  • Verhaltensveränderung, insbesondere Schläfrigkeit, Lähmungserscheinungen
  • Äußere Verletzungszeichen, insbesondere Hämatome, Schwellungen

Erstmaßnahmen

  • Ruhe: ruhige Spiele, Vorlesen, etc. (damit Blutdruck nicht steigt)
  • Liegende oder halbsitzende Lagerung, ggf. Zimmer etwas abdunkeln
  • Kind im Schlafe zwicken: bei Bewußtlosigkeit fehlt die Abwehrreaktion
  • Homöopathie: Aconitum C 200, Arnica D12

Beachte: Gefahrensymptome müssen eine Woche lang beachtet werden.
Beim Arztbesuch sollten Sie den Sturz in jedem Falle erwähnen.

Stürze auf den Kopf

Stürze sind riskant. Kleinkinder stürzen sicherlich häufig und selbstverständlich hat dies in den allermeisten Fällen keine Folgen. Die Natur hat unsere Kleinen mit einer bewundernswerten Robustheit ausgestattet, sonst hätten wir es in der Evolution nicht so weit gebracht. In der Mehrzahl der Fälle kann ich in der Praxis keine Folgen der Stürze erkennen.

Andererseits würde ich die Kleinkinderstürze keinesfalls als gefahrlos bezeichnen. Die Köpfchen der Kinder sind noch sehr groß und schwer. Sie werden von der noch schwachen Halsmuskulatur im Falle eines Stoßes kaum gehalten. Auch fehlen in diesem Alter noch wichtige Schutzreflexe, wie das Abfedern durch die Hände oder das Abrollen über den Rumpf. Dazu kommt die altersbedingte motorische Ungeschicklichkeit in dieser Phase des Lauflernalters.

Schwierige Diagnostik
Es gibt viele mögliche Gesundheitsfolgen nach Stürzen, am bekanntesten die Gehirnerschütterung und die Überdehnung der Halswirbelsäule (Schleudertrauma), aber auch kleine Sickerblutungen oder Risse in der Schädelkalotte, oder sogar ein Schädel-Hirn-Trauma.
Das Problem ist, dass man im Säuglings- und Kleinkindalter nur schwere Folgen diagnostisch erkennen kann. Es gibt ja keine medizinischen Verfahren, die die Verletzung oder Schädigung einzelner Nervenzellen oder Zellgruppen sicher feststellen oder ausschließen könnten. Die Kleinkinder können ihre Beschwerden, zum Beispiel bei Kopfschmerzen, Schwindel, Wetterfühligkeit, psychischem Schock, oder ähnlichem, auch noch nicht zuverlässig äußern. Beeinträchtigungen der späteren Hirnfunktion sind kaum und wenn dann nur sehr grob messbar.
Insoweit können Sie zwar darauf vertrauen, dass die Kinder Stürze tatsächlich meist folgenlos bleiben, ein Nachweisverfahren feiner Schädigungen gibt es allerdings nicht.

Vorbeugung ist entscheidend
In der Altersgruppe zwischen 10 und 30 Monaten müssen sturzgefährdete Kinder sehr sorgsam betreut werden. Die Aufenthaltsräume der Kinder sind genauestens auf Gefahrenquellen zu prüfen, der Boden sollte weiche Beläge (Teppich, Kork, Schaumstoff, etc.) erhalten. Schwellen, Treppenstufen etc. sind abzusperren. Brustgeschirre aus Leder und auch Sturzhelme können in schwierigen Fällen die Verletzungsgefahr erheblich mindern.

Verhalten nach dem Sturz
Die bekannten Warnzeichen eines Schädelhirntrauma deuten auf eine ernste Gesundheitsbeeinträchtigung hin.

  • Bewusstseinsveränderungen (Schläfrigkeit), Verhaltensänderungen
  • Lähmungserscheinungen oder ungewohnte Ungeschicklichkeiten
  • Brechreiz (insbesondere ohne Nahrung)
  • Kopfschmerzen (Schreien ohne Grund)

bedürfen sofortiger ärztlicher Hilfe.

In jedem Fall sollte in ihrem Beispiel eine Schädelsonographie durch die offene Fontanelle oder ein dünnes Areal der seitlichen Schädelkalotte durchgeführt werden. Wichtig ist auch eine gründliche neurologische und entwicklungsneurologische Untersuchung durch einen spezialisierten Kinder- / Jugendarzt. Beeinträchtigungen in der weiteren Entwicklung können sie nur durch regelmäßige Entwicklungsuntersuchungen ausschließen.

Fazit
Summa summarum sind Stürze nie ungefährlich, auch wenn unsere Kinder allermeist Gottseidank ein behütender Schutzengel begleitet. Vorbeugung vor Verletzungen hat daher hohe Priorität in der Kindererziehung.