Erziehungsfragen - Was bedeutet "Rubikon-Phase" bei 9Jährigen

Die Bedeutung des Flüsschens Rubikon

Am besten können Sie sich den Begriff "Rubikonphase" vorstellen, wenn sie sich seiner geschichtlichen Bedeutung erinnern. Der Rubikon ist ein kleiner norditalienischer Fluss, dessen sprichwörtliche Bedeutung auf dem römischen Bürgerkrieg im Jahre 49 v. Chr. beruht. Damals entschloss sich Julius Cäsar entgegen dem Willen der Regierung in Rom, mit seinem Heer den Grenzfluss Rubikon zu überschreiten. In der Folge eroberte er ganz Italien und wurde somit römischer Herrscher auf Lebenszeit.

Seither steht die Redensart "den Rubikon überschreiten" sinnbildlich für: "einen entscheidenden Schritt tun, den man nicht mehr rückgängig machen kann", oder auch: eine wichtige Schwelle (oder ein Tabu) zu überschreiten.

Waldorfpädagogik

In der Konzeption der Waldorfpädagogik gilt das 9. und 10. Lebensjahr als die Rubikonphase des Kindes. Während es sich in den früheren Jahren noch als Einheit mit der Welt und seiner Umgebung empfindet, verändert sich in diesem Lebensabschnitt die Sichtweise des Heranwachsenden. Das Kind wird wacher, kritischer und beginnt sich von den erwachsenen Vorbildern zu distanzieren. Dies dient bereits vor der eigentlichen Pubertätsphase der Ich-Findung, einem eigenständigen Erkenntnisprozess und der Ausbildung der eigenen Urteilsfähigkeit.

Motivationsforschung

Auch in der Motivationsforschung gilt die Rubikonphase als der Zeitpunkt, an dem die Wünsche von der reinen Absichtserklärung weg, hin zur tatsächlichen Realisation umgesetzt werden.