Die Bedeutung des Säuglingsschnullers ... und Tipps zur Abgewöhnung

Babyschnullern - ein Problem ?

Keine Sorge: Babys dürfen saugen. Viele Babys nuckeln bereits im Mutterleib an ihrem Daumen. Babys besitzen einen natürlichen Saugreflex um ausreichend Milch aus Mutters Brust zu trinken. Nach der Geburt ist es für die psychische Entwicklung Ihres Babys wichtig, dass es lernt seine innere Gefühlswelt mit der vollkommen neuen Umgebung in Einklang zu bringen. Dabei sind wir Eltern nur allzu oft mit Beistand und Trost gefordert. Doch auch das Baby lernt in Unruhe- und Wutphasen sich durch eigene Aktivität und Ablenkung in eine ruhigere Stimmungslage zu bringen. Der Schnuller leistet hier wertvolle Hilfe, da der Saug-Reiz nicht nur der Nahrungsaufnahme sondern auch der Beruhigung dient.

Denn wie jede Mutter rasch feststellt, hat das Saugen auch eine entspannende und beruhigende Wirkung. Sigmund Freud nannte es die orale Phase, in der die Gefühlswelt in erster Linie durch den Mund erfahren wird. Ist ein Baby aufgeregt, nuckelt es intensiver und schneller und beruhigt sich damit rasch wieder. Das Saugen baut also Spannungen und überschüssige Energien ab.

Die Schnuller-Einführung

Sie können den Schnuller einführen, wenn Ihr Baby ein stabiles und regelmäßiges Trinkverhalten an der Brust (oder an der Flasche) entwickelt hat. Beachten Sie dabei, dass das Baby oft im Alter von 6 und 12 Wochen sogenannte Entwicklungsschübe durchläuft, in denen es länger und intensiver trinken darf. Weiterhin hat Ihr gemeinsamer Körperkontakt und die direkte Kommunikation mit Ihrem Baby Priorität. Darüber hinaus ist das Schnullern eine wertvolle alternative Methode zur psychischen Stabilisierung des Kindes und des gegenseitigen Erlernens von Autonomie und Selbstwert.

Rechtzeitig Schnuller entwöhnen

Mit Beginn des Zahndurchbruches (ab 6. Monat), wandelt sich der Saugreflex zunehmend in die Kautechnik um. Das Kind lernt jetzt vom Löffel zu essen, zu greifen, zu sprechen und beruhigt sich gerne durch Zubeißen. Dies ist das ideale Alter, um den Schnuller abzugewöhnen. Er sollte ab dem achten Lebensmonat durch einen Beißring oder ein beißfestes Schmusetier (Schmusetuch) ersetzt werden.

Je länger man dagegen mit dem Abgewöhnen des Schnullers wartet, desto schwieriger wird es die zunehmende Macht der Gewohnheit zu durchbrechen. Bedenken Sie, dass im Kindesalter die stete Wandlung die Normalität ist, ein Ausbleiben der Weiterentwicklung - auf welcher Ebene auch immer - ist dagegen bedenklich. Die gängigen Empfehlungen, das Schnullern gegen Ende des zweiten Lebensjahres abzugewöhnen, halte ich für zu spät!

Nachteile durch zu langes Schnullern

Die bekannten Nebenwirkungen des Schnullers entstehen allesamt bei zu spätem Abgewöhnen der Nuckel-Gewohnheiten. Bereits ab dem zweiten Lebensjahr können sich gravierende Verformungen der Kiefer und des Gaumens entwickeln. Es kommt zum so genannten lutschoffenen Biss, mit Zahnengstand, Kiefer- u. Zahnfehlstellungen, Neigung zu HNO-Infektionen (vermehrt Ohrenentzündungen), Sprechfehlern (insbesondere Lispeln), Karies.

Daumenlutschen

Auch beim Daumenlutschen mancher Babys besteht zunächst kein akuter Grund zur Sorge. Der Daumen hat für das Kind den Vorteil stets erreichbar zu sein. Längerfristig führt das Daumenlutschen allerdings häufig zu stärkeren Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen, die Daumen entzünden gerne im Bereich des Nagelbettes. Vor allem aber ist die Entwöhnung des Daumenlutschens in der Regel schwieriger, als das Abgewöhnen des Schnullers. Wenn Sie feststellen, dass Ihr Baby zur Beruhigung daumenlutscht, empfehle ich frühzeitig dem Baby anstatt der Daumen einen kiefergerechten (NUK-) Babysauger anzubieten.

Tricks zur Schnuller-Entwöhnung

  • Wechseln Sie am Ende des ersten Lebensjahres den Schnuller immer öfter gegen einen Beißring, ein beißfestes Schmusetier, ein Schmusetuch. o.ä..
  • Wechseln Sie frühzeitig von den Nuckel-Flaschen zu Trinklernbechern mit festem Aufsatz. Im Alter von 1 Jahr soll Ihr Kind keine moderne Trinkhilfe, sondern Becher und Tassen verwenden.
  • Machen Sie den Schnuller unattraktiv, indem Sie ein Loch einstechen, so dass er schlaff wird.
  • Schneiden Sie dann wöchentlich 1 - 3 Millimeter von der Spitze ab, bis er unattraktiv wird, bzw. abfällt.
  • Vermeiden Sie jetzt die Schnuller-Kette.
  • Bleiben Sie bei Ihrer festen inneren Überzeugung, dass der Wandel in eine neue Entwicklungsphase richtig und wichtig ist.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind in dieser Weiterentwicklung durch vermehrte Zuwendung und spielerische Ablenkung.

Ältere Kinder, ab dem 18. Lebensmonat können Sie durch gut vorbereitete Rituale von ihrer Schnuller-Gewohnheit befreien. Der Sinn dieser Rituale ist es, den Kindern in aller Ruhe leicht verständliche Spielregeln zu verinnerlichen. Im natürlichen Streben nach mehr Eigenständigkeit, führen die Kinder solche Rituale dann gerne eigenständig aus.

  • Abschiedsfeier: entwickeln Sie den Gedanken, dass große Kinder im Gegensatz zu Babys keinen Schnuller mehr brauchen. Planen Sie gemeinsam einen feierlichen Festzug mit Freunden und Nachbarn durch Haus und Garten, der Schnuller auf einem Samtkissen, gemeinsame Abschiedsrede, und dann ab in die Tonne. Zur Belohnung gibt es viel Zuneigung und ein ersehntes Geschenk.
  • Schnullerfee: wie Nikolaus und Christkind so kann auch eine Schnullerfee einen wichtigen Entwicklungsschritt mit einem ersehnten Geschenk belohnen. Am einfachsten gelingt das Ritual durch allabendliches gemeinsames Lesen des wunderbaren Bilderbuches von Bärbel Sparthels: "Ein Bär von der Schnullerfee. Es folgen Briefe an die Schnullerfee und wenn der Wunsch mehrfach und glaubhaft geäußert wurde, wird sie kommen und im Tausch gegen die Schnuller ein Geschenk abgeben.

Erziehungsrituale

  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für eine gründliche Vorbereitung
  • Planen Sie das Einführen der Veränderung in einer Phase, in der Sie selbst ausreichend Zeit und Entspannung haben
  • Prüfen Sie Ihre eigene innere Überzeugung und bleiben Sie konsequent.