Neurodermitis, atopisches Ekzem - sensible Haut

 

Zum Verständnis

Unsere Haut stellt die Grenzfläche unseres Körpers zu unserer Umwelt dar. Von innen heraus wird sie in komplexer Weise von unserem Immun- und Nervensystem reguliert. So spiegelt unsere Haut die Immunitätslage, wie auch die seelisch-nervliche Balance des Organismus wider. Daher spreche ich gerne von der "sensiblen" Haut.

Neurodermitis = atopische Dermatitis = endogenes Ekzem

Äußerlich sehen Sie Zeichen einer chronischen Entzündung der Haut, die unter einem Mangel an Feuchtigkeit und Fett leidet. Es resultieren Hauttrockenheit, Juckreiz und eine Neigung zu Hautinfektionen. Neurodermitis ist typischerweise die Erkrankung des Kleinkindes und bessert sich häufig im Schulalter. Sie tritt in der Regel schubhaft auf.

Konzept

Da es sich bei der Neurodermitis um eine sehr komplexe Störung des Gesamtorganismus handelt, erfordert ihre Behandlung die Einbeziehung vieler Faktoren des täglichen Lebens. Es gilt die Ursachen zu erkennen, möglichst zu beseitigen, ein optimales u. ständig den Umständen angepasstes Hautpflegekonzept zu entwickeln. Unterstützend wirken Verhaltens- und Entspannungsmaßnahmen. Alternative Behandlungsmethoden (Homöopathie, TCM) erfreuen sich guter Einzelerfolge bei der Regulation des gestörten Immun- und Nervensystems.

Eine erfolgreiche Neurodermitisbehandlung erfordert Zeit und Geduld.

 

Ursachen der Neurodermitis

Man unterscheidet zwischen inneren und äußeren Entstehungsfaktoren:

Innere Ursachen:

  • Allergische Veranlagung / Vererbung: je mehr Familienangehörige unter einer atopischen Erkrankung (wie: Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis) leiden, um so eher entwickelt das Baby ebenfalls eine allergische Erkrankung.
  • Psychische / seelische Einflüsse, Spannungen, Stress (auch bei Juckreiz, Langeweile, Freude, etc.).

Äußere Ursachen:

  • Hautirritationen, z.B. zuviel Waschen / Hygiene, Kleidung, Matratzen, Schwitzen
  • Nahrungsmittelallergene: in 40% ursächl. bei (mittel-)schwerer Neurodermitis
  • Andere Allergene, z.B. Milben, Tierhaare, Waschmittelrückstände, auch Pollen, Gräser (sog. Trigger) etc.
  • Rauchgewohnheiten in der Familie
  • Infektionskrankheiten (bes. der Haut / Schleimhäute), antimikrobielle Therapie
  • Klimafaktoren: Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Wechselwetter (individuell verschieden)

Goldene Grundsätze

Vermeiden Sie häufige Waschprozeduren. Zweimal pro Woche reicht

Duschen ist schonender als Baden. Verwenden Sie keine Alkaliseifen und Detergenzien. Am Ende des Bades können Sie eine rückfettende Emulsion (z.B. Balmandol®) beifügen. Zum Schluß kühl abduschen. Nach dem Bad immer eincremen. Fingernägel kurz schneiden.

Verwenden Sie weite luftige, weiche Kleidung und Unterwäsche aus reiner ungefärbter Baumwolle oder Leinen (Nähte nach außen).
Meiden Sie Wolle, Seide, Pelz, Leder und Kunstfasern.
Neue Kleidung bitte vorwaschen (Appretur und Konservierungsstoffe!).

Verwenden Sie enzymfreies parfümarmes Waschmittel (z.B. Perwoll®).Waschtemperatur sollte über 60° liegen. 

Die Unterwäsche mehrmals mit klarem Wasser ausspülen. Keine Waschmittel-rückstände (Vorsicht: Weichspüler).

Hautpflege durch regelmäßiges Schmieren. Salben in der Hand vorwärmen und eintupfen. Ggf. Baumwollhandschuhe.

Vermeiden Sie starke Temperaturschwankungen.
Vermeiden Sie exzessives Schwitzen.

Keine scharfen Putzmittel, keine übertriebenen Hygienemaßnahmen (s. Prävention)

Vermeiden Sie einen neuen Kontakt mit Felltieren (insbes. Meerschweinchen, Hamster, Katze, Pferd und Hund). Verwenden Sie kein Lammfell.
Nota: Kinder , die von Geburt an mit Tieren aufwachsen, sind häufig vor Tierhaar-allergieen geschützt.

Urlaub an der See (Nordsee, Mittelmeer) oder im Hochgebirge (> 1500m) können vorteilhaft sein.

Versuchen Sie übermäßigen Streß (z.B. durch häufigen Behandlungswechsel, strenge Erziehungsgebote) zu vermeiden.

Hausstaubmilbenreduktion

  • Kühle (18-20°), trockene Räume (< 60% Feuchte), häufig lüften.
  • Schaumstoffmatratzen, und spezielle milbendichte Überzüge
  • Möglichst kein PVC, hochfloriger Teppichboden
  • Heim möglichst staubfrei halten: z.B. Rollos statt Vorhänge, waschbare Kuscheltiere
  • Bitte nicht Rauchen.

Hilfreiche Verhaltensweisen und Entspannungsmaßnahmen

  • Strahlen Sie Ruhe aus !
  • Sprechen Sie keine "Kratz-Verbote" aus (das erhöht die Anspannung), dafür:
  • Lenken Sie Ihr Kind durch Spielangebote ab. Besonders abends u. beim Umziehen, wenn Unruhe und Juckreiz zunehmen, kann z.B. eine Einschlafgeschichte helfen.
  • Schenken Sie ihrem Kind Aufmerksamkeit, wenn es NICHT kratzt.
  • Das Kratzen bitte nicht belohnen, z.B. durch Rücknahme eines erteilten Verbotes.
  • Bei nächtlichem Juckreiz: möglichst wenig "action" machen, kurz eincremen, kein Licht
  • Besser nicht im Elternbett schlafen lassen (Wärme verschlechtert; Milben).
  • Kratzklötzchen, Kuscheltiere reiben od. kneifen, lenkt von Anspannung und Juckreiz ab.
  • Entspannungstechniken (Kurse für Autogenes Training etc.) helfen psychische Belastungen zu reduzieren.

Schulungen für Eltern und Kind:

Oben genannte Tipps und Tricks können Sie in aller Ruhe in Neurodermitis-schulungen lernen und ausprobieren. Wenden Sie sich bitte an:

Bunter Kreis Augsburg

Kinderklinik im Städt. Krankenhaus München - Harlaching
Adr.: Sanatoriumspl. 2, 81545 München, Telefon: 089 / 62101 (bitte vorher anmelden)
Kurse (jeweils freitags und samstags) erteilt Oberärztin Frau Dr. Krohne